Müsleringen. Im Vorfeld ihrer jüngsten Sitzung traf sich die CDU-Kreistagsfraktion zu einem Informationsbesuch auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Betriebes Hans-Henning Dreke in Müsleringen. Fraktionsvorsitzender Karsten Heineking (Warmsen) begrüßte als Gäste Kreisrat Lutz Hoffmann und Mitglieder des CDU-Ortsverbandes Müsleringen. Absicht und Zielsetzung der Veranstaltung waren der Austausch von Meinungen und Diskussion zur Aufstellung eines neuen Regionalen Raumordnungsprogrammes (RROP). Die Interessen von Landwirtschaft und industriellem Kiesabbau in der Mittelweser-Region ist mit Hilfe von Politik und Verwaltung auch mit Kompromissen in Einklang zu bringen.
Zunächst spannte Hans-Henning Dreke einen weiten Bogen um die Geschichte seines Betriebes, dessen Wurzeln bis in das 16. Jahrhundert reichen. Heute betreibt er Ackerbau auf gut 300 Hektar Fläche, davon auf 130 Hektar Silomais, parallel dazu eine Schweinemast.
Im Jahre 2011 begann der Bau der Biogasanlage. Mit einer Vielzahl technischer Daten wurden die Kommunalpolitiker über die Arbeitsweise der Anlage informiert. „Wir produzieren Biogas aus Silomais und Mastschweinegülle im Verhältnis von 60:40“, erklärte Dreke. Das entstandene Gas wird vor Ort durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Strom-und Wärmeerzeugung genutzt. So werden 20 Häuser und Gewerbeobjekte, 3 Schweinemastställe und 34 Wohnhäuser versorgt. Der Wärmeabsatz beträgt insgesamt ca. 1.750.000 kwh. Das entspricht einem Brennwert ohne Verluste von ca. 175.000 Litern Heizöl. „So haben alle Dorfbewohner etwas von unserer Biogasanlage“, schloss Dreke.
Im Feuerwehrhaus Müsleringen entwickelte sich anschließend eine kontroverse und hitzige Diskussion über das Themenfeld Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Kiesabbau in der Mittelweserregion im Zusammenhang mit der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) für den Landkreis Nienburg/Weser. Das Programm soll nach dem Willen der Kreisverwaltung bis Dezember 2020 abgeschlossen sein.
Dreke berichtete von einer unseligen Geschichte der Baugenehmigung der Biogasanlage. Diese war offensichtlich nicht genehmigungsfähig, weil das Gebiet um Müsleringen als Vorranggebiet für Auskiesung in späterer Zeit bereits eingestuft war. Dieser Lapsus der zuständigen Genehmigungsbehörde führte zu erheblichen Irritationen der Landwirtschaft und gipfelt nun darin, dass Erweiterungsanbauten für die Biogasanlage, Güllesilos und Stallbauten nicht genehmigt werden. „Dieser Umstand macht unsere Anlagen im Müsleringer Wesertal auf Dauer unwirtschaftlich“, betonte Dreke und forderte ein Umdenken bei der Neuaufstellung des RROP. „Sonst stehen hier bald Bauruinen, und die Landwirtschaft hat keine Chance mehr“.
CDU-Ortsverbandsvorsitzender und Mitglied im Gemeinderat Stolzenau, Karsten Rubel (Müsleringen), äußerte sich zur Folgenutzung der ausgebeuteten Kiesgruben. Er plädierte für eine vermehrte Nutzung der Baggerseen als Fisch- oder Badeseen und durch Vernetzung mehrerer Seen zu einem Naherholungsgebiet für alle Bürgerinnen und Bürger. „Sonst haben wir“, so Rubel, „eine trostlose Wasserlandschaft“. Gewinne durch Tourismus könnten Verluste der Landwirtschaft in der Region reduzieren.
Kreisrat Hoffmann konstatierte ebenfalls, dass die Baugenehmigung und die Landesraumordnung in Einklang zu bringen sind. Es stellt sich nun die Frage: „Wie gehen wir damit um“? Letztlich muss der Landkreis über die Nutzungskonflikte Landwirtschaft – Kiesabbau entscheiden. Hoffmann informierte, dass zwischen Karlshafen und Bremen alle kiesabbaufähigen Flächen untersucht werden, um nach einheitlichen Kriterien den Abbau durchzuführen. Derzeit wird ein Kriterien-Katalog erarbeitet.
Karsten Heineking fasste zusammen: „Für die CDU muss die Landwirtschaft eine Zukunft haben. Wir werden bei der Problematik zu einem Ausgleich unterschiedlicher Interessen beitragen. Es wird und muss ein Kompromiss gefunden werden“.
Bild: Die CDU-Fraktion im Kreistag Nienburg/Weser besuchte die Biogasanlage in Müsleringen.